#2 - Der Röstprozess
Nach dem das letzte Mal über die Ernte, die Aufbereitung sowie die Lagerung gesprochen wurde, kommt nun der Röstvorgang. Damit die über 800 Aromen der Kaffeebohnen freigesetzt werden können, müssen sie geröstet werden. Schonend ist hier das Stichwort. Während in der Industrie mit über 600°C und Zeiten von nicht einmal 5 Minuten geröstet wird, werden die Spezialitätenkaffees im sogenannten Trommelröstverfahren langsam und schonend zubereitet. Der Kaffee wird je nach Sorte zwischen 14 bis 20 Minuten der Hitze ausgesetzt. Die Temperaturen steigen dabei auf maximal 210°C. Der Vorteil dieser Langzeitröstung ist vor allem der Abbau der für den Magen unverträglichen Chlorogensäure.
Bei unserem Röster handelt es sich um einen sogenannten Trommelröster der Firma Coffee-Tech-Engeneering. Üblicherweise werden bei Röstern Konduktions- (Wärmeübetragung durch Kontakt von Kaffeebohne und Rösttrommel) und Konvektionshitze (die in der Trommel strömende heiße Luft) als Wärmequelle genutzt. Bei diesem Röster kommen noch zwei weitere Heizmethoden zum Einsatz. Zum einen Infrarotstrahlung durch die Verwendung von insgesamt drei Heizröhren im Boden des Rösters und zum anderen thermosiphonische Hitze. Bei letzterem wird alle zwei Minuten für sechs Sekunden durch Zufuhr von Frischluft Hitzeenergie erzeugt. Die Bohnen werden durch den Luftstoß verwirbelt und die im Röster befindlichen Silberhäutchen können besser abgeführt werden. Das hat den Vorteil, das weniger Rauchentsteht und dadurch der Geschmack des Kaffees sehr klar wird. Die Rösttrommel im inneren des Rösters ist perforiert (siehe Bild 1). Die perforierte Rösttrommel homogenisiert zum einen das Röstgut, und ermöglicht es zum anderen, die Infrarotstrahlung als Wärmequelle effizient einzusetzen. Zudem befinden sich spezielle Schaufeln auf der Trommel, die für eine gleichmäßige Verteilung der Kaffeebohnen sorgen.
Bevor es aber soweit ist, kommt die für den Röster größte Herausforderung, die Erarbeitung eines Röstprofils. Jeder Kaffee verhält
sich anders. Des Weiteren stellt sich die Frage: was für ein Ergebnis möchte man in der Tasse vorfinden? Um beispielsweise die feinen charakteristischen Fruchtsäuren eines Kaffees hervorzuheben
ist es wichtig den Röstprozess im richtigen Moment zu beenden. Wird dieser Moment überschritten, dann bauen sich genau diese Aromen ab und es dominieren die Röstaromen. Vorheiztemperatur,
Raumtemperatur, Größe und Form der Rohkaffeebohnen, Röstmenge und viele weitere Eigenschaften haben einen enormen Einfluss auf den Verlauf des Röstvorgangs. Diese Faktoren müssen jederzeit
berücksichtigt werden.
Insgesamt wird der Röstvorgang in vier Phasen eingeteilt. In der ersten Phase wird der Rohkaffee "homogenisiert". Bevor der Rohkaffee in den Röster kommt, wird die Rösttrommel vorgeheizt. Unmittelbar nach dem Einfüllen des Rohkaffees sinkt die Temperatur des Rösters auf ca. 80°C. Die Bohnen nehmen nun gleichmäßig Wärme auf. Ab 100 °C wird dem Kaffee das Wasser entzogen. Wir befinden uns nun in der zweiten Phase. Der Kaffee beginnt nun an Volumen zu gewinnen (siehe Bild 2) bevor er in der dritten Phase seine Aromen durch eine komplexe chemische Umwandlung ausbildet. Die im Rohkaffee befindlichen Aminosäuren und reduzierende Zucker bilden während der sogenannten Maillard-Reaktion (nichtenzymatische Bräunungsreaktion) komplexe aromatische Verbindungen, die sogenannten Melanoidine. Das selbe passiert übrigens auch mit Brot, Toast oder einem Steak! In der vierten und letzten Phase wird der Kaffee "ausgeröstet" und damit geglättet. Je länger der Kaffee geröstet wird, desto bitterer wird dieser durch die verstärkt eintretende Karamellisierung des Zuckers.
Während dem Röstprozess entstehen große Mengen an CO2 (Kohlendioxid) im Kaffee. Dieses CO2 schützt die Bohnen vor Sauerstoff und
tritt in den kommenden Tagen und Wochen aus den Bohnen aus (ausgasen). Das CO2 hat einen erheblichen Einfluss auf den Geschmack des Kaffees. In den ersten Tagen nach der Röstung schmeckt der
Kaffee noch etwas flach. Je nach Kaffee und Röstgrad variiert die Zeit bis der Kaffee das CO2 ausgast. Eigene Erfahrungen zeigten, dass der Kaffee nach ca. 7 Tagen trinkreif ist. Nach dieser Zeit
hat sich der Geschmack in der Bohne ausgebildet. Auch die Verpackung spielt dabei eine große Rolle. Damit kein Sauerstoff an die Bohnen gelangt, das CO2 aber austreten kann, verwenden wir
Verpackungen mit sogenannten Aromaschutzventilen. In solchen Verpackungen kann der Kaffee ungeöffnet auch über mehrere Monate gelagert werden. Bevor die Bohnen verpackt werden, lassen wir diese
noch für ca. 12 bis 24 Stunden ausgasen. In Bild 3 kann man den Unterschied von frisch verpackten Kaffee, direkt nach dem Röstvorgang (links) und ausgegasten Kaffee (rechts), deutlich
erkennen.
Auch geografisch gesehen unterscheiden sich die Geschmäcker erheblich. Unsere Filterkaffeeröstungen, insbesondere der Cantarranas aus Mexico sowie der Guji aus Äthiopien, sind sehr hell geröstet. Dadurch kommen vor allem die feinen Fruchtaromen und zum Teil charakteristischen Säuren zur Geltung. Diese Kaffees erinnern schon fast an eine Tasse Früchtetee bei dem die Aromen sehr deutlich zum Vorschein kommen. In den Skandinavischen Ländern ist diese Röstart sehr weit verbreitet. In wärmeren Ländern hingegen ist der Röstgrad deutlich dunkler. In Italien, besonders in Süditalien, hat Kaffee einen bitteren Geschmack bei dem die Röstaromen im Vordergrund stehen.
Nach dem wir den Kaffee nun geröstet haben wird es wieder Zeit für eine leckere Tasse Kaffee. Beim nächsten und damit letzten Part
unserer Trilogie widmen wir uns dem letzten Schritt, der Zubereitung. Wir werden über den Filterkaffee und der damit verbunden "dritten Welle" sprechen, aber auch erklären was einen perfekten
Espresso ausmacht. Lasst es Euch schmecken :-) !
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